Die Eurobahn im Interview

Die Eurobahn im Interview

Hallo Frau Nicole Pizzuti,

vielen Dank, dass Sie sich für ein Interview bereit erklärt haben. Wir sind ständig auf der Suche nach spannenden Unternehmen und da wurden wir auf ihres aufmerksam.

1. Können Sie bitte das Unternehmen in kurzen Sätzen vorstellen? Mit rund 900 Mitarbeiter*innen bedient die eurobahn regionalen Schienenpersonennahverkehr und gehört zu einem der ersten privaten Anbieter der Branche. Insgesamt vier Netze in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und grenzüberschreitend in die Niederlande gehören zum Portfolio der eurobahn. 15 Linien werden in den Netzen Maas-Rhein-Lippe, Ostwestfalen-Lippe, Hellweg und Teutoburger Wald, die jährlich ein Gesamtstreckennetz von 16,3 Mio. Zugkilometern umfassen, angeboten. Darüber hinaus übernehmen seit 2016 die eurobahn Triebfahrzeugführer/innen das Steuer des Thalys auf dem deutschen Streckenabschnitt von Dortmund nach Aachen mit jährlich 650.000 Zugkilometern.

2. Seit wieviel Jahren gibt es das Unternehmen? Seit 1999, erste Streckenaufnahme im Jahr 2000 im Ostwestfalen-Lippe-Netz.

3. Worauf legen Sie besonderen Wert bei Ihren Mitarbeitern? Gemeinsam mit unseren Mitarbeiter*innen fach- und abteilungsübergreifend – angefangen von Kundenbetreuern über Triebfahrzeugführer, Werksattkolleg*innen bis hin zu Kolleg*innen aus dem Verwaltungsbereich haben wir unsere Unternehmenswerte erarbeitet. Somit legen nicht wir als Unternehmen, sondern die gesamte Mannschaft die Werte fest. Diese lauten: Aufbruch, Verantwortung, Familie und Begeisterung.

4. Worauf legen Sie besonderen Wert bei den Bewerbern? Wichtig ist, dass sich Bewerber*innen mit unseren Werten identifizieren können. Wir sind ein offenes und vielfältiges Unternehmen und leben eine offene Unternehmenskultur. Angefangen vom Schulabsolventen, um die dreijährige Berufsausbildung zum Eisenbahner*in im Betriebsdienst, Mechatroniker*in oder auch Fachinformatiker bis hin zu Interessenten, die einen 11-monatigen Quereinstieg zum Triebfahrzeugführer*in absolvieren möchten, legen wir keine Altersgrenzen fest. Bei der eurobahn ist jeder herzlich willkommen, der in einem nachhaltigen und zukunftssicheren Beruf arbeiten möchte und zudem Respekt, Vielfalt, Verantwortung und Miteinander lebt.

 

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5. Welche Goodies/ Benefits erhalten bei euch die Mitarbeiter, können Sie Beispiele aufzählen? Selbstverständlich liegt der Tarifvertrag zugrunde, der unter anderem Arbeitszeiten, Zulagen, Urlaubs- / Weihnachtsgeld sowie auch Urlaub bis zu 42 Tagen pro Jahr regelt. Wir bieten zudem eine betriebliche Altersvorsorge an. Darüber hinaus werden unsere Bordpersonale regelmäßig in RFU (verpflichtende Regelmäßiger Fortbildungsunterricht) geschult. Jeder Mitarbeiter*in ist dazu eingeladen, sich jährlich innerhalb von externen und internen Schulungen weiterzubilden. Selbstverständlich gibt es Führungskräfte, die auch in Teilzeitmodellen arbeiten, wir bieten die Möglichkeit (bei Verwaltungsmitarbeiter*innen) hybrid zu arbeiten, hier haben wir bereits mit unserem Betriebsrat vor rund einem Jahr eine Regelung gemeinsam treffen können.

6. Mit welchen Worten würden Sie ihre Mitarbeiter beschreiben? Authentisch, ehrlich und mit Herzblut bei der Sache. Wir nennen uns nicht nur #Herzblutkollegen, sondern wir sind es.

7. Wie sehr hat sich das Unternehmen seit der Gründung bis heute entwickelt? Angefangen haben wir als kleines privates Eisenbahnverkehrsunternehmen im Ostwestfalen-Lippe-Netz; heute gehören wir mit zu den größten privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen. Wachstum verändert auch uns als Unternehmen. Wir arbeiten heute prozessdefinierter, haben klare Organisationsregelungen und -einheiten, weitaus mehr Fachabteilungen und rund 900 Mitarbeiter*innen. Eines ist jedoch seit über 20 Jahren fester Bestandteil der eurobahn, wir „Eisenbahner*innen“ brennen für unseren Beruf und für die eurobahn.

 

Bildnachweis – C. Köster, 2017 eurobahn

 

8. Seit Januar 2022 ist der Markenname auch der Unternehmensname der eurobahn. Wie gestaltet die eurobahn die Zukunft? Richtig, wir sind seit Anfang dieses Jahres eurobahn. Unsere Mission lautet „Wir fahren nach Plan“, das bedeutet nicht nur, dass unsere Züge pünktlich abfahren und ankommen können, sondern vielmehr dass auch unsere Vision „Gemeinsam in eine sichere Zukunft“, die wir gemeinsam mit unserem Team definiert haben mittels unserer Strategie Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit erreichen. Das Ganze werden wir mit einem neuen Investor zukunftsfähig ausbauen.

9. Sie bedienen vier Netze – Maas-Rhein-Lippe, Ostwestfalen-Lippe, Hellweg und Teutoburger Wald. An welchen Ausschreibungen werden Sie teilnehmen? Unsere Verkehrsverträge laufen unter anderem bis 2032. Bitte sehen Sie uns nach, dass wir uns zu aktuellen Ausschreibungsverfahren nicht äußern dürfen.

10. Gibt es Änderungen bei den Ausschreibungen innerhalb Ihres Unternehmens und ist die eurobahn pleite? Nein, die eurobahn ist nicht pleite. Zu unserer Strategie gehört nebst Zuverlässigkeit auch der wichtige Part Wirtschaftlichkeit. Dies bedeutet, dass Verkehrsverträge auch die wirtschaftlichen Entwicklungen widerspiegeln müssen. In den „alten“ Verkehrsverträgen waren / sind die Entwicklungen der Personalkosten durch die Indexierung, die in den Verkehrsverträgen geregelt ist, nicht gedeckt. Grund dafür ist, dass die Arbeitszeitfaktoren (z.B. Wahlmodell führt zum erhöhten Personalbedarf) nicht in dem Index berücksichtigt werden. Bis dato galt:

  • Baustellen: Das Volumen (Anzahl und Dauer) der Baustellen hat sich in den letzten Jahren exponentiell entwickelt. Die Umsatzminderungen belasten die Eisenbahnverkehrsunternehmen und die Erstattung der Schienersatzverkehr-Kosten entsprechen nicht den aktuellen Marktpreisen.
  • Pönalen: Die Eisenbahnverkehrsunternehmen werden für alle Nicht- oder Schlechtleistungen – egal ob selbst oder fremdverschuldet – pönalisiert. Die Überlastung der Kapazität und die schlechte Qualität der Infrastruktur führen unter anderem Pönalen zu Lasten der Eisenbahnverkehrsunternehmen.
  • Rekrutierungskosten: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich seit dem Jahr 2018 zunehmend, die Rekrutierungskosten sind als Konsequenz stark gestiegen. Darüber hinaus gibt es einen Bewerbermarkt, der die Situation für die Unternehmen verschärft.

 

11. Welche Auswirkungen und Folgen hat der Fachkräftemangel und wie geht die eurobahn damit um? Die eurobahn ist Partner des NRW Landesprogrammes Fokus Bahn NRW. Diese ist eine Gemeinschaftsinitiative der SPNV-Unternehmen und der Aufgabenträger in Nordrhein- Westfalen unter Federführung des Landes-Verkehrsministeriums. Damit stellt sich die Branche den größten Herausforderungen, vor denen der Regionalverkehr des Landes in den kommenden Jahren steht. Hier sind wir aktiver Teil, um auch dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der Fachkräftemangel ist branchenübergreifend und es herrscht ein Bewerbermarkt, wovon auch wir betroffen sind. Aufgrund dessen haben wir dieses Jahr unser Recruiting-Team verstärkt.

Wir bieten regelmäßig Kurse für den Quereinstieg zum Triebfahrzeugführer*in an. Darüber hinaus bilden wir junge Menschen aus. Auch 2023 stellen wir Schulabsolventen ein, um bspw. die Berufsausbildung zum Eisenbahner*in im Betriebsdienst mit Prüfung
vor der Industrie- und Handelskammer zu absolvieren. Um temporär Personale ersetzen zu können, bspw. aufgrund hoher Krankenstände
(Corona sowie der zusätzlichen „normalen“ Krankheiten) oder auch Urlaubszeiten haben wir dieses Jahr zudem weitere Leih Triebfahrzeugführer*innen rekrutieren können.

12. Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben? Wir leben eine sehr transparente, offene und herzliche Unternehmenskultur. Für uns ist es selbstverständlich, dass unsere Vorsitzende Geschäftsführerin, Anne Mathieu, und unser Technischer Geschäftsführer, Karsten Schulz, regelmäßig den Kolleg*innen innerhalb von Live-Teamsevents für Fragen zur Verfügung stehen. So haben wir bspw. zum 9-Euro-Ticket oder auch zu Pandemiesituationen regelmäßig alle Mitarbeiter*innen zum Online-Live-Dialog eingeladen, um Sorgen, Ängste, Kritik und selbstverständlich auch Lob direkt und ungefiltert an die Geschäftsleitung zu geben.

Darüber hinaus laden wir zu verschiedenen Themen zu anonymisierten Umfragen ein, denn nur wenn wir als Unternehmen wissen, was unsere Kolleg*innen, insbesondere unserem Betrieb bewegt, können wir Optimierungen vornehmen. Unsere Unternehmensziele werden bspw. innerhalb von zweimal jährlich stattfindenden Zielekonferenzen dargestellt – auch dies sind interaktive Veranstaltungen. Formate wie Mitarbeiterinformationen, Personalinformationen, Mitarbeiterzeitung oder auch ein IMS- System geben regelmäßige Informationen und Hintergründe an das gesamte Team. Ergänzt wird dies unter anderem durch eine prozessorientierte Kommunikation auch bei Projektarbeiten.

13. Was würden Sie sich in Zukunft von den anderen EVU wünschen? In Nordrhein-Westfalen arbeiten wir innerhalb der Branche sehr eng zusammen. Alle Eisenbahnverkehrsunternehmen haben die gleichen Herausforderungen, warum die Zusammenarbeit auch wichtig ist, wenn wir uns hierzu etwas wünschen sollten / wollten, dann das wir weiterhin eng vernetzt sind und im Sinne von Fahrgästen, Mitarbeiter*innen, Aufgabenträger, Politik, Medien, Partnern weiterhin gut zusammenarbeiten. Wir haben alle das gleiche Ziel: Verkehrswende und einen attraktiven Schienenverkehr unseren Fahrgästen sowie unserem Team einen zukunftssicheren und nachhaltigen Arbeitsplatz zu bieten.

 

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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Bei Fragen oder Anregungen bitte eine E-Mail an: info@dereisenbahner.net

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