Swisstraindriver aus der Schweiz

Swisstraindriver aus der Schweiz

Hallo Steivan,

 

vielen Dank, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast.

Wir sind ständig auf der Suche nach Persönlichkeiten und da wurden wir auf dich aufmerksam.

Kannst du dich bitte vorstellen? Ich bin Steivan Steiner, ein rätoromanischer Name und seit 2016 als @swisstraindriver auf Instagram bekannt. Ich arbeite seit 2008 bei der Schweizerischen Bundesbahn als Lokführer und kurve durch die schöne Schweiz. Ich mag meinen Fensterplatz und genieße die frontale Sicht. Man nennt mich auch den fahrenden Koch, da dies meine zweite Leidenschaft ist. Ich bin Vater von zwei Kindern und habe auch noch meine Frau als Hobby. Voll und ganz beschäftigt. Ach ja, und wie @peterle.sky so schön sagt, bin ich der Trainfluencer der Schweiz.

Seit wie vielen Jahren übst du den Beruf aus und wo siehst du dich in zehn Jahren? Seit 15 Jahren bin ich nun in diesem Club dabei und freue mich noch fast wie am Anfang auf meine Tätigkeit. da mir dieser Beruf so viel Spaß macht und unser Depot- Zug so ein tolles Depot ist, sehe ich mich noch lange dort. Wir sind klein, aber fein. Unser Teamspirit ist einfach genial und wir haben viele junge, gute, neue „Lokiführer“ wie wir in der Schweiz sagen.

 

Steivan Q. Steiner

Wird man oft von Fahrgästen auf seinen Prominentenstatus angesprochen? Es gibt Tage, an denen bekommt man haufenweise Anfragen und Reaktionen auf seine Beiträge, und je nach dem, kann es in gewissen Bahnhöfen schon vorkommen, dass einen mal jemand erkennt. Aber es haltet sich in Grenzen, da ich mir die Grenze auch gebe und nicht immer zeitnah poste, wo ich mich aufhalte. Ich schätze es aber sehr, wenn man Hallo sagen kommt, denn ich beiße nicht. Viel lese ich, hey @swisstraindriver, ich habe dich da und dort gesehen, aber traute mich nicht, Hallo zu sagen. Tu es!

Was hast du vor deiner Tätigkeit gemacht und bereust du es, Eisenbahner zu sein? Also das Bereuen kann man mal definitiv ausschließen, das sieht man an meinem Blog auf Instagram, welches ich tagtäglich führe. Zu erkennen ist, dass es mir immer noch eine unheimliche Freude bereitet. Vorher war ich im Gastgewerbe als Koch unterwegs. Dies war dann aber nach acht Jahren zugunsten der Eisenbahn hinfällig. Ich bereue meinen Schritt überhaupt nicht.

Was war dein schlimmstes Ereignis im Beruf, dass dir noch bis heute im Gedächtnis geblieben ist? Innerhalb von einer Woche habe ich zwei Personenumfälle erleben müssen, also Suizide. Das gehört leider zu unserem Beruf dazu und ist tragisch, allerdings zeigt es einem auch das wahre Leben und dass man es genießen sollte, in vollen Zügen. Leider wird darüber nicht viel geredet, es sollte mehr darauf sensibilisiert werden.

Was war dein schönstes Ereignis, dass dir noch bis heute im Gedächtnis geblieben ist? Als ich mit meinem Instagramkanal, @swisstraindriver, begonnen habe, war ich wohl einer der ersten in der Schweiz, der über das Lokführersein berichtet hatte. Seitdem erfreue ich mich fast täglich an interessanten Austausch mit den Leuten. Ich nehme meinen Beruf auch nicht allzu ernst und das gefällt, glaube ich, der Mehrheit. Immer mit schmunzelnden Augen, die Sachen sehen, lautet mein Motto. Ich mache auch regelmäßig mit den Großen auf Social Media, Kollaborationen in Form von Foto- Challenges. Diese berichten alle das Gleiche. Dass es einfach Spaß macht, das freut
einen immer wieder.

Welche Eigenschaften sollte man dringend für deinen Job mitbringen? Freude am Unterwegssein, Freude an der Natur, Freude an Selbstverantwortung, Disziplin und Zeitgefühl, sind meines Erachtens das Wichtigste.

 

Bildnachweis – Swisstraindriver

 

Was war das Kurioseste, was dir in deiner Dienstzeit passiert ist? In der Schweiz herrscht noch keine Uniformpflicht, man muss nur ein anständiges Auftreten mitbringen. So geschah es eines Tages, als ich zu meinem Zug lief und in die Lok einsteigen wollte, mich ein älterer Mann ansprach. Ob ich wisse, dass es gefährlich ist, einfach so auf eine Lok aufzusteigen und dass es übrigens verboten sei, dies zu tun, er rügte mich mit ermahnendem Blick. Ich erklärte ihm, dass ich der Lokführer sei, doch dies wollte der Mann nicht glauben. Er rief zugleich den Zugbegleiter, um sich zu beschweren, dass eine Privatperson die Lok besteigen wollte. Die Sache hatte sich aber dann schnell geklärt und ich durfte guten Glückes meinen Zug dennoch fahren.

Wie sehr hat sich die Arbeit zu deinen ersten Tagen und zu heute entwickelt? Digitalisierung, durch und durch. Noch nicht perfekt, aber schon recht gut, wenn alles so funktioniert, wie es sein sollte. Ich kann heute sozusagen nur noch mit dem Telefon arbeiten, wenn ich möchte, außer das Fahren natürlich. Ich stehe auf, gebe eine Bereitschaftsmeldung über mein Telefon ab und der Tag läuft fast automatisch. Das gefällt mir sehr, wenn ich daran denke, als ich angefangen habe: Mit was für einem Papierkrieg man sich da auseinandersetzen musste. Weniger ist mehr!

Welche 3 Dinge würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen? Warnweste, Sonnencreme und meinen Pass, als Schweizer ist man da korrekt.

Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, welches Jahr würdest du auswählen und warum? 2008. Warum? Weil ich alles nochmals genau so machen würde, wie schon geschehen. Warum? Weil es einfach geflutscht ist und ich meine Bestimmung fand. Vive la
Lokführer!

Was kannst du Menschen auf den Weg geben, die auch Eisenbahner werden möchten? Probiere deinen Traum zu erfüllen, denn es lohnt sich. Bleibe hartnäckig und zieh die Ausbildung durch, sie ist anspruchsvoll und geht an die Substanz. Ist aber machbar. Für alle anderen die keine Chance haben, diesen wunderschönen Beruf auszuleben, folgt meinem Kanal auf Instagram. @swisstraindriver gibt euch viele tolle Einblicke in den Beruf, die auch zum Schmunzeln sind und dich über das Schweizer Eisenbahnsystem informieren. Und wer weiß, eventuell lernen wir uns ja bald kennen.

Viel Spaß und Freude wünsche ich euch.
Euer @swisstraindriver

 

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

 

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