Recep Bataray – Der Lokführer aus Hamburg

Recep Bataray – Der Lokführer aus Hamburg

Hallo Recep,

vielen Dank, dass Du dich für ein Interview bereit erklärt hast. Wir sind ständig auf der Suche nach spannenden Persönlichkeiten und da wurden wir auf Dich aufmerksam.

Kannst du dich bitte in kurzen Sätzen bei unseren LeserInnen vorstellen?

Hallo, ich heiße Recep Bataray und bin 28 Jahre alt. Ich arbeite derzeit bei der S-Bahn Hamburg als Tf. Davor habe ich meine EiB L/T Ausbildung bei der DB Cargo AG gemacht und dort als Lrf gearbeitet. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. In meinem Leben habe ich sehr viel gemacht, vom Verkäufer im Einzelhandel bis zum Rettungssanitäter im Rettungsdienst und Krankentransport. Gebürtig komme ich aus Bingöl, das liegt in der Türkei, jedoch bin ich in Deutschland aufgewachsen.

Seit wann arbeitest du als Triebfahrzeugführer und warum hast du dich ausgerechnet für diesen Job entschieden?

Ich arbeite seit fast drei Jahren bei der S-Bahn Hamburg als Tf und war davor über ein Jahr lang Lrf bei Cargo tätig. Warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe, kann ich so nicht sagen. Ich würde sagen, es war mehr Schicksal als ein Traum. Ich wollte unbedingt einen Job, bei dem ich gut Geld verdienen und eine schöne Ausbildung genießen kann. Da bin ich auf die DB gestoßen und habe mich auf einen Ausbildungsplatz beworben. Heute bin ich mit dem Schritt, den ich gegangen bin, sehr zufrieden.

Was war das kurioseste Erlebnis während deines Dienstes?

Eines Tages bin ich mit der S-Bahn durch Hamburg gefahren und kam an der Endhaltestelle zum Stehen. Ich sollte laut Plan wenden und zurückfahren, hatte dafür aber ca. 50min Zeit. Daher habe ich noch kurz Pause gemacht, um zu rauchen und als ich zurückkam, sah ich, wie ein Junge hinter einem Führerstand stand und dahin pinkelte. Ich bin gleich auf ihn zugelaufen und habe ihn erschrocken. Er war verwundert und wusste nicht, was er tun sollte. Ich habe ihn zur Rede gestellt und ihn gefragt, was das soll. Er antwortete daraufhin nur „Tschuldigung“ und wollte gehen. Ich ließ ihn aber nicht gehen, gab ihm stattdessen Papiertücher und habe ihn dazu aufgefordert, seinen Dreck wegzuwischen. Was er tatsächlich getan hat. Ich bin mir sicher, er wird das nie wieder tun.

Was machst du gerne in deiner Freizeit, wenn du nicht am Arbeiten bist?

Ich fahre gerne Fahrrad und spiele Fußball. Außerdem bin ich auch Schiedsrichter für die Jugend- und Herrenmannschaften. Ansonsten spiele ich aber auch gerne am PC und unternehme viel mit meiner Familie.

Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du damit bei der Eisenbahn ändern?

Auf jeden Fall die Bezahlung. Ich finde, wir sind unterbezahlt. Vor allem diejenigen, die im Konzern arbeiten. Zudem würde ich gerne die Hierarchie ändern. Es sollten viel weniger Leute in den Chefetagen sein und viel mehr Leute bei uns im Fahrdienst. Denn ich finde, dass wir, die Leute aus dem Fahrdienst, diejenigen sind, die das Rad am Drehen halten und dafür kriegen wir leider viel zu wenig Anerkennung.

Hat man als Tf Zeit übrig, um seinem Hobby, dem Fußballspielen, nachzugehen?

Ich auf jeden Fall. Allerdings spiele ich, um ehrlich zu sein, nicht jeden Tag oder jede Woche Fußball. Dafür ist mir meine Freizeit etwas zu schade. Ich unternehme viel lieber etwas mit meiner Familie oder schaue einen Film.​

Wie bist du auf deine jetzige Stelle gekommen?

Dadurch, dass ich früher immer mit der S-Bahn gefahren bin, auch als Tf, war der Beruf für mich immer attraktiv. Spätestens als ich geheiratet habe und umgezogen bin, war diese Stelle einfach wie für mich gemacht. Ich wohne 5 min vom Bahnhof entfernt und kann dort im besten Fall gleich mit der Arbeit beginnen. Nach meinem Feierabend bin ich in 5 min schon zuhause und spare dadurch so viel Spritkosten und Lebenszeit.

Wo siehst du dich in ein paar Jahren?

Ich hoffe, dass ich noch immer als Tf arbeiten werde, allerdings unter besseren Bedingungen und bei einer besseren Bezahlung. Ich sehe mich allerdings auch in Richtung Disposition oder später auch als Ausbilder, allerdings bin ich derzeit viel lieber unterwegs als jeden Tag im Büro.

Was war das schönste Erlebnis, das du als Tf erlebt hast?

An einem stressigen Tag, an dem nicht alles ganz nach Plan verlief, stand ich am Fenster und wollte mich abfertigen. Da kam daraufhin eine ältere Dame zu mir und lächelte mich an, als ich sie sehr ernst ansah. Ich habe ebenfalls gelächelt und da sagte sie, dass ich doch mal lächeln soll. Wir sahen uns dann mit lächelndem Gesicht an und sie verabschiedete sich von mir und wünschte mir anschließend noch einen schönen Feierabend. Die restliche Zeit hatte ich noch immer ein Lächeln auf den Lippen und kam auch so zuhause an.

Welche drei Dinge würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?

Ich würde meinen Laptop, meine Shisha und auch mein Motorrad mitnehmen.

Vielen Dank für das Interview!

 

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