Interview mit Benedikt König – Personal und Ressourcendisponent

Interview mit Benedikt König – Personal und Ressourcendisponent

Hallo Benedikt,

 

vielen Dank, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast.

Wir sind ständig auf der Suche nach Persönlichkeiten und da wurden wir auf dich aufmerksam.

 

  1. Könntest du dich bitte vorstellen? Ich heiße Benedikt König, bin 32 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter.

 

  1. Seit wie vielen Jahren übst du den Beruf aus und wo siehst du dich in 10 Jahren? Aktuell übe ich den Beruf des Personal und Ressourcendisponenten im Adhoc-Geschäft auf der Leitstelle PLUS in Köln bei DB Regio aus. Dieses Arbeitsverhältnis ist befristet bis Sommer diesen Jahres, eine Verlängerung ist noch unbekannt. Daneben habe ich ein unbefristetes Arbeitsverhältnis als Triebfahrzeugführer mit der Einsatzstelle Euskirchen. Angefangen habe ich am 01.01.2014 mit dem Quereinstieg zum TF. Im Sommer 2017 kam ich zur Leitstelle Köln als Vertreter für Personaldisposition. Im Herbst 2020 wurde ich aufgrund von Personalmangel und wegen der Umstrukturierung zur Leitstelle PLUS vorerst bis Ende 2020 aus dem Fahrdienst genommen und auf die Leitstelle Köln ausgeliehen. Das Ganze wurde 2021 dann verlängert, bis mich mein jetziger Teamleiter dazu überredete, mich doch auf einen befristeten Festposten zu bewerben, welchen ich dann auch bekommen habe. Voraussetzung war damals, wie auch heute und in Zukunft, dass ich meinen Führerschein behalten kann und meine 100 Stunden im Jahr fahre. In 10 Jahren sehe ich mich weiterhin bei der Bahn und im Besitz meiner Fahrerlaubnis. In welcher Sparte ich dann sein werde, kann ich heute noch nicht sagen.

 

  1. Was bedeutet es für dich, Eisenbahner zu sein?Ich bin Teil einer großen Familie und das lasse ich auch meine Kollegen spüren. Man kann sich auf mich verlassen und ich versuche, überall zu helfen, wo ich kann. Auch gerade, wenn die Kollegen an der Front im Fahrdienst ein Problem haben, sei es mit dem Fahrzeug, einem Fahrgast oder sonstige Gründe.

 

  1. Was hast du vor deiner Tätigkeit gemacht und bereust du es, Eisenbahner zu sein?Ich war vom 08.06 bis 12.13 als Metallbauer tätig. Ich bereue den Schritt zur Bahn, um Eisenbahner zu werden, nicht. Seit ich das erste Mal auf dem Führerstand war und Richtung Eifel fuhr, bin ich verliebt.

 

  1. Was war dein schlimmstes Ereignis als Eisenbahner, was dir noch bis heute im Gedächtnis geblieben ist? Ich denke, das Schlimmste, wovor sich alle fürchten: ein PU. Am 10.11.2015 habe ich meinen bisher einzigen PU gehabt und es bedarf keiner Wiederholung. Das Schlimmste war die Zeit, bis die Rettungseinsatzkräfte endlich ankamen, nach ca. 80 Minuten war das erst der Fall. Der Erste, der da war, war mein Ablöser. Und ich hatte den Zug voller Menschen, die vom Flughafen Köln/Bonn nach Köln wollten.

 

  1. Was war dein schönstes Ereignis als Eisenbahner, was dir noch bis heute im Gedächtnis geblieben ist?Ich stand mit der S13 in Troisdorf in der Wendeanlage und bemerkte nach dem Kopfmachen einen komischen Geruch. Ich sah vier Leute, die gerade meinen Zug besprühten. Kurzentschlossen ließ ich die Bundespolizei verständigen. Die kam dann mit einem Großaufgebot von allen Seiten und hat alle Sprayer erwischt.

 

  1. Welche Eigenschaften sollte man auf jeden Fall für diesen Job mitbringen?Man sollte sich im Klaren sein, dass man jeden Tag zu verschieden Uhrzeiten arbeiten muss, dass jeder Tag eine neue Herausforderung ist und man auf alles vorbereitet sein sollte. Außerdem sollte man kollegial sein und sich bewusst sein, dass die Entscheidung eines Einzelnen alle Fahrgäste mit betreffen.

 

  1. Was war das Kurioseste, was dir in deiner Dienstzeit passiert ist? Ich bekam mit der S13 in Köln Frankfurterstraße Ausfahrt auf Richtung Köln/Bonn Flughafen auf dem Gegengleis. Als ich losfuhr, überholte mich auf dem Regelgleis ein ICE. Da auf dem Streckenabschnitt am Ende eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h ist, konnten wir fast parallel in den Flughafen Köln/Bonn einfahren. Leider ging es dort für mich wieder ins Regelgleis, sodass ich den ICE doch vorbeilassen musste.

 

  1. Wie positiv oder negativ hat sich die Arbeit zu deinen ersten Tagen und zu heute entwickelt und warum? Die Arbeit ist mehr geworden. Die Schichten sind vollgepackter, die Wendezeiten knapper. Auf Dauer kann das auf so einem maroden, vollgepackten Schienennetz nicht funktionieren. Man muss leider konkurrenzfähig bleiben, deshalb wird in meinen Augen an der falschen Stelle gespart. Die Lösung wäre in meinen Augen eine Wiederverstaatlichung.

 

  1. Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, welches Jahr würdest du auswählen und warum? Ich würde nichts zurückdrehen wollen, denn man lebt in der Gegenwart und baut sich alles für die Zukunft auf, darum ist kein Platz für ein Leben in der Vergangenheit. Und schließlich hat mich doch meine Vergangenheit in das hier und jetzt gebracht; Und darauf bin ich stolz.

 

  1. Was kannst du Menschen auf den Weg geben, die auch Eisenbahner werden möchten? Werdet nicht des Geldes wegen Eisenbahner, sondern aus Überzeugung. Ich habe in meiner kurzen Zeit als Eisenbahner schon viele Kollegen kommen und wieder gehen gesehen. Seid euch des unregelmäßigen Wechseldienstes bewusst.

 

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

 

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Bei Fragen oder Bemängelung bitte eine Mail an : info@dereisenbahner.net

 

Foto: Privat von Benedikt König

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