Der Junkie in der U-Bahn

Der Junkie in der U-Bahn

Disponentin aus Frankfurt

Als ich das letzte Mal in Frankfurt war, erlebte ich mal wieder eine Geschichte. Ich war auf der Linie U1 unterwegs nach Ginnheim und stand an der Haltestelle im U-Bahnhof als der Zug mit quietschenden Bremsen einfuhr. Als ich einstieg, setzte ich mich ziemlich weit vorn auf einen Sitz und beobachtete eine Familie, die mit ihren Kindern dort saß und Schokoriegel untereinander verteilte.

Auf einmal schaute ich zum Fenster hinaus und sah einen Menschen, der direkt hinter der Absperrung stand. Er hatte bunte Haare, riesige schwarze Stiefel und allerhand Ketten. Auf einmal machte die Bahn eine Vollbremsung und ich wurde in den Sitz gedrückt. Ein schriller Ton hallte durch den Zug und die Türen gingen kurz nach der Haltestelle auf.

Eine Schaffnerin kam ins Innere der Bahn geeilt und meinte, es wäre eine Person hinter der Absperrung in der Haltestelle gesichtet worden. Einige Wagemutige kletterten aus der U-Bahn und gelangten auf das Podest der Haltestelle. Ich jedoch blieb im Zug sitzen und musterte die anderen ungläubig. Was ging hier vor? Die Polizei kam angerannt und nahm die Person fest. Nun hallte eine Durchsage durch die Bahn, wir sollten diese unverzüglich verlassen.

Auch ich schritt durch die offene Tür und klettere zurück auf den Bahnsteig. Ungläubig sah ich, wie alles abgesperrt wurde und wie die Person, die von Polizisten umstellt war, ein weißes Pulver aus seiner Manteltasche zog, es mit zitternden Händen auf den Handrücken schüttete und durch die Nase einzog. Die Polizei wartete einen Augenblick und nahm die Person dann fest. Alle Passagiere standen an der Haltestelle und schauten verdutzt auf die U-Bahn, die halb im Tunnel steckte und halb am Bahnsteig stand. „Manche Menschen wissen einfach nicht, was sich gehört“, empörte sich eine alte Dame.

 

„This story believes nobody“, rief ein dunkelhäutiger Mann, der auf die Polizei starrte.

 

Ich setzte mich auf die Bank und auf einmal fuhr die U-Bahn weiter, ohne Passagiere. Ich wartete mit einer Traube anderer Menschen auf die nächste U-Bahn und sah, wie die Gestalt von den Polizisten abgeführt wurde. Was Drogen mit manchen Leuten anrichtet, konnte ich hier mal wieder sehen.

Eine junge Dame fragte mich empört, wie sie nun endlich weiterkäme und ich antwortete ihr, sie solle doch einfach auf die nächste U-Bahn warten. „Bis dahin ist mein Termin geplatzt“, antwortete sie mir traurig. Ich fühlte mit ihr, doch was anderes blieb uns in dem Moment nicht übrig, denn die U-Bahn, die bereits abgefahren und steckengeblieben war, war nun verschwunden und wir standen wie Gestrandete auf einer einsamen Insel am Bahnsteig.

Mittlerweile raste die nächste U-Bahn heran und wir stiegen ein. Die kuriose Geschichte würde mir keiner glauben, weder meine Mutter zu Hause noch meine Freundin, mit der ich regelmäßig unter der Woche telefonierte. „Wenn einer eine Reise tut…“ ging es mir durch den Kopf, als ich in die nächste U-Bahn einstieg. Wir fuhren ohne Verzögerung weiter und ich erreichte mein Ziel 20 Minuten später. Der Zwischenfall jedoch ließ mich nur ungläubig mit dem Kopf schütteln.

 

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