Der Heimkehrende aus Thailand

Der Heimkehrende aus Thailand

Der Heimkehrende aus Thailand

 

  • Reisende (22) aus Unbekannt

 

Trotz Corona fuhren wir im Jahr 2020 sehr viel mit dem Zug durch die Gegend. Anders ging das Reisen lange Zeit nicht, weil die Flughäfen alle geschlossen hatten und die Airlines nicht mehr starteten. Auch Reisebüros boten über ein Jahr keine Pauschalreisen an. Meine letzte Flugreise endete fast in einem Desaster, weil die Flughäfen nur 1 Tag nachdem ich von Jordanien zurückflog für Monate schlossen. Da ich schwanger war, war ich froh, einen der letzten Flieger nach Deutschland zurück bekommen zu haben. Die Pandemie breitete sich schnell aus und stellte die ganze Welt auf den Kopf. Damit man auch sicher wieder nach Hause kam, war die Deutsche Bahn die beste Adresse für kurze und längere Reisen.

Als wir im Juli meine Freundin in Kevelaer besuchten und mit einem ICE durch das Rheintal tuckerten, um in Köln in den Regionalexpress umzusteigen, lernten wir einen Mann im Zug kennen, mit dem ich ins Gespräch kam, weil er mit uns ein Abteil teilte. Er erzählte mir, dass er gerade von einem viermonatigen Aufenthalt aus Thailand zurückkehrte. Die Flughäfen waren seit Mitte März geschlossen und dieser Mann flog mit einem der ersten Flugzeuge, die überhaupt von Thailand wieder nach Deutschlands flogen und deutsche Touristen zurück in ihr Heimatland brachten.

Uns blieb der Mund offenstehen, als wir hörten, dass sich dort vor Ort gar nicht um die Menschen gekümmert wurde. Sie saßen teils viele Monate in ihren Hotels fest und warteten auf den Rückflug. Das Hotel musste in diesem Fall aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Der Herr selbst hatte Glück im Unglück. Er lebte in Köln, musste jedoch eine Maschine nehmen, die in Frankfurt
landete, nur um überhaupt wieder nach Deutschland zu gelangen. Danach nahm er die lange Zugfahrt auf sich, um von Frankfurt nach Köln zu fahren. Er erzählte uns, wie er in Thailand bei einem Freund lebte, weil keine Flugzeuge mehr zurück nach Deutschland flogen.

Er war Rentner und hatte sich gefreut, den Urlaub in Thailand so ausweiten zu können, doch was sollte man tun, wenn man arbeiten musste und mehrere Monate im Ausland feststeckte? Mir wäre es fast ebenfalls so gegangen, wenn ich nicht eines der letzten Flugzeuge erwischt hätte und nach Deutschland zurückgekehrt wäre.

Der Mann erzählte uns, wie er in dem Bungalow seines Freundes wohnte, Glück hatte, dort untergekommen zu sein und wie er den Urlaub in Thailand genoss. Keinen einzigen Touristen bekamen sie in den ganzen Monaten zu Gesicht. Ein Gutes war, dass der Bungalow direkt am Meer lag und er viel schwimmen und baden konnte. Sein Kumpel betrieb eine Bar und war natürlich nahezu arbeitslos, weil auch hier keiner einkehrte. Es gab Ausgangssperren, vor allem in den großen Städten, wie Bangkok und Phuket. Wie man sich wohl fühlte, wenn man nach so einer langen Zeit wieder zurück nach Deutschland kommt?

Die Stunde Fahrzeit bis nach Köln ging sehr schnell vorbei, weil er uns viele Geschichten über seinen Thailand-Aufenthalt erzählte und ich ihm Löcher in den Bauch fragte. Manche Begegnungen bleiben einem für immer im Gedächtnis.

 

 

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