Robert Dorn vom Bundesverband SchienenNahverkehr e.V.
Hallo Robert Dorn,
vielen Dank, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast.
Wir sind ständig auf der Suche nach Persönlichkeiten und da wurden wir auf dich aufmerksam.
Kannst Du Dich bitte in kurzen Sätzen für die Leser vorstellen? Ich bin Robert Dorn (geboren Schiffko) und ein 34-jähriger, gebürtiger, humorvoller Berliner. Mit vier Kindern ist mein Leben nie langweilig und gut durchorganisiert. Neben dem Kinderhüten und der Arbeit beim Bundesverband SchienenNahverkehr e.V. spiele ich gerne Tischtennis im Verein und Fußball auf dem Spielplatz (In der Jugend spielte ich sehr viel Fußball, u.a. bei Tennis Borussia Berlin und mit Jérôme Boateng zusammen). Wenn die Zeit ausreicht, spiele ich auch gerne mal klassisch am Computer oder reise in europäische Städte und erkunde diese zu Fuß.
Seit wann arbeitest Du für den BSN? Das ist nicht ganz so einfach. Angefangen habe ich beim BSN, als er noch den komplexen Namen „Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs e.V.“ (kurz: BAG-SPNV) trug – und zwar im Jahr 2014, damals noch ein Jahr lang als Werkstudent. Während bzw. nach meinem Masterabschluss im Verkehrswesen an der TU Berlin habe ich dann als Referent beim Dachverband gearbeitet. Dann war ich für einige Jahre – bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen Go-Ahead und BeNEX, auf der anderen Seite – und konnte Ausschreibungen und Mobilisierungen für Betriebsaufnahmen mitgestalten. Seit November 2020 bin ich aber nun wieder zurück zu Hause bei meiner Familie, den Aufgabenträgern und Mitgliedern des BSN.
Warum gibt es keinen einheitlichen Preis in allen Verkehrsverbünden? Vieles ist „historisch gewachsen“ und orientiert sich an den regionalen, individuellen Gegebenheiten sowie finanziellen Bedarfen. Oft ist es aber auch nur ein starres Politikum, an dem sich keiner traut zu schrauben. Manchmal ginge es bei vereinzelten Vereinheitlichungen von Tarifbedingungen zwischen zwei Verbünden um „nur“ 25.000€ jährlich, aber diese möchte sie oftmals nicht verlieren. Verkehrsverbünde müssen, ebenso wie Aufgabenträger, sehr genau auf ihre Finanzmittel und Haushalte achten. Daher tut man sich umso schwerer, sich an die schnelllebige Welt und die Wünsche der Fahrgäste nach Einfachheit und Einheitlichkeit anzupassen.
Wie sieht ein Arbeitsalltag bei Dir aus? Seit Corona kann dieser sehr unterschiedlich aussehen. Entweder ist er geprägt von Videokonferenzen oder vom Erstellen von Positionspapieren zu verschiedensten Themen des Schienenverkehrs, ob von zu Hause arbeitend oder im Büro. Oft muss ich die Interessen unserer Mitglieder auf Veranstaltungen, Workshops und Fachaustauschen vertreten und mit dem Zug immer mal wieder quer durch Deutschland reisen. Als stellvertretender Geschäftsführer kümmere ich mich eigentlich um alles, was brennt. Ob Ausschreibungen für Dienstleistungen, unsere Öffentlichkeitsarbeit, die Betreuung deutschlandweiter Arbeitsgruppen, die Moderation unseres erstmals vergebenen Innovationspreises SchienenNah, die Projektbegleitung der Brancheninitiative Fahrrad und Bahnen oder nebenbei die gesamte BSN-IT. Die Liste ist lang und immer spannend.
Welche Entscheidungen als stellv. Geschäftsführer darfst Du treffen? Viele Entscheidungen kann ich nicht treffen. Aber dafür kann ich umso mehr vorschlagen und in Bewegung setzen. Als Dachverband sind wir im Regelfall immer in Absprache mit unserem starken Präsidium, bestehend aus üblicherweise sieben offiziell gewählten Expert*innen aus der Mitgliedschaft. Als Interessenvertretung müssen wir stets wissen, was unsere Aufgabenträger zu den vielen Themen des SPNV denken und sie auf Bundesebene vertreten. Daher ist viel Abstimmung vor verbindlichen und gemeinsamen Entscheidungen gefragt.
Bist Du auch als Lobbyist aktiv? Mit dem Wort „Lobbyist“ verbinden viele fälschlicherweise leider eher Negatives, aber ja, wir „lobbyn“ für einen besseren und nachhaltigeren Schienenverkehr für die deutsche Bevölkerung. Wir sind dafür im regelmäßigen Austausch mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Mitgliedern des Bundestages und weiteren politischen Institutionen sowie Fraktionen. Einmal jährlich laden wir auch zu den Berliner Bahngesprächen ein, auf denen dann hochpolitische Gäste ein aktuelles Branchenthema mit uns diskutieren. Ferner sind wir selbstverständlich auch immer im Dialog mit den Schieneninfrastrukturgesellschaften, den Eisenbahnverkehrsunternehmen und weiteren Teilen der großen Schienen-Familie, um den SPNV nachhaltig zu stärken.
Wie bist Du auf Deine jetzige Stelle gekommen? Im Grunde war ich nie weg, denn bei meinen weiteren Arbeitgebern war ich stets mit zusätzlich dem Stakeholder-Management betraut und habe somit nie den Kontakt zu meinen Aufgabenträger-Kolleg*innen verloren. Als diese neue Stelle beim BSN geschaffen wurde, kam ich nicht drumherum, meinen Hut in den Ring zu werfen und den Verband mit dem neu generierten Wissen bei der Weiterentwicklung des Wettbewerbs und der Qualität im SPNV zu unterstützen. Ein weiterer, sehr wichtiger Faktor war, dass ich den hier tätigen Hauptgeschäftsführer Frank Zerban und die bis vor kurzem tätige Präsidentin, nun Staatssekretärin, Susanne Henckel extrem schätze. Daher freut es mich umso mehr, meinen BSN seit nun wieder fast zwei Jahren voranzubringen.
Wo siehst Du Dich in ein paar Jahren? Aktuell sehe ich mich hier in unserem BSN-Büro sitzend/stehend oder in einem PÜNKTLICHEN, KOMFORTABLEN Zug zu einem Meeting fahrend. Mit noch mehr Wissen und Engagement weiterhin für die Mobilitätswende und den Klimaschutz kämpfend. Privat sind die Kinder größer geworden und die Herausforderungen noch diverser. Vielleicht habe ich bis dahin auch ein solides Spielniveau im Berliner Tischtennis erreicht.
Was war das Kurioseste, das Dir als stellv. Geschäftsführer passiert ist? Als unser Hauptgeschäftsführer im wohl verdienten und längeren Urlaub war, durfte ich ihn in allen Belangen vertreten. Und es kam zu einer BSN- Premiere: Wir wurden zu einer Anhörung des Verkehrsausschusses in den Bundestag als Sachverständige eingeladen. Thema war das 9-Euro-Ticket. Ich übernahm dies stellvertretend und stolz und durfte dann zum ersten Mal selbst im Bundestag auftreten. Kurz darauf war ich dann auch in einem Beitrag des Mittagsmagazins im ZDF. Das war eine für mich sehr kuriose Woche mit vielen neuen Erfahrungen und Lehren für die Zukunft. Vor der Kamera zu sein, ist leider doch oft gar nicht so leicht, wie es aussieht.
Welche drei Dinge würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen? Ganz klar: Meine Familie, einen Buchkarton für die Kinder und für uns sowie ein endlos-Kontingent von Thomas Henry‘s Spicy Ginger – dem für mich leckersten Getränk der Welt.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.
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