Christian Wendt aus Schwerin

Christian Wendt aus Schwerin

Hallo Christian,

 

vielen Dank, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast.

Wir sind ständig auf der Suche nach Persönlichkeiten und da wurden wir auf dich aufmerksam.

 

1. Kannst du dich bitte vorstellen
Mein Name ist Christian, ich bin 28 Jahre alt und lebe in der kleinsten Landeshauptstadt Deutschlands, in Schwerin. Gebürtig bin ich aus der Dichterstadt Leipzig, in der ich 1993 geboren, jedoch nur 4 Jahre aufgewachsen bin, denn seit 1998 lebe ich in Mecklenburg-Vorpommern. Zu meinen Hobbies zählen meine Arbeit in einem queeren Verein, in dem ich seit 2016 Vorsitzender bin. Unsere Aufgabe dort ist die Aufklärung und Beratung von queeren Menschen in verschiedenen Lebenslagen zu Themen wie dem Coming Out, sexueller Gesundheit und geschlechtlicher Vielfalt und natürlich besteht ein großes Interesse an der modernen Eisenbahn.

2. Seit wieviel Jahren übst du den Beruf aus und wo siehst du dich in 10 Jahren?  Im Jahre 2017 entschied ich mich spontan für einen Ausbildungsplatz bei der Deutschen Bahn. Damals wurden Auszubildende zum Lokführer bei der DB Regio Nordost am Standort Schwerin gesucht. Daraufhin bewarb ich mich und im September 2018 begann auch schon die Ausbildung. Nach einer aufregenden Zeit mit einer großartigen Ausbildungsgruppe beendete ich die Ausbildung mit einem sehr guten Ergebnis im August 2021. Seither arbeite ich mit großer Freude und viel Elan als Lokführer weiterhin für DB Regio Nordost in Schwerin und genieße es mit „vollen Zügen“. Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, für den Fernverkehr zu fahren, jedoch sind die nächsten Standorte nicht wirklich um die Ecke. Man müsse dabei Kompromisse eingehen, jedoch gehe ich das Ganze entspannt an und drehe somit erstmal meine Runden im schönsten Bundesland.

3. Was heißt für dich Eisenbahner zu sein?
Ein Eisenbahner zu sein bedeutet für mich verantwortungsbewusst und eigenständig, mit viel Freude und Stolz unsere Fahrgäste tagein tagaus sicher und pünktlich von A nach B zu bringen.

4. Was hast du vor deiner Tätigkeit gemacht und bereust du es Eisenbahner zu sein?  Bevor ich Eisenbahner wurde, war ich Kaufmann im Einzelhandel in einem namenhaften Baumarkt. Dort habe ich meine erste Ausbildung abgeschlossen, nachdem ich kurz zuvor den Arbeitgeber aufgrund einer Betriebsinsolvenz wechseln musste. Dort hatte ich dann meinen eigenen Fachbereich im zugehörigen Gartencenter, bei dem ich bereits früh lernen konnte, eigenständig eine Abteilung kundenfreundlich und umsatzstark führen zu können.

 

Privat – Christian

 

5. Was war dein schlimmstes Ereignis als Eisenbahner, was dir noch bis
heute im Gedächtnis geblieben ist? Zu meinem persönlichen Glück konnte ich bisher noch keine schlimmen Ereignisse verzeichnen. Es gab nur den einen oder anderen Schreckmoment, bei dem zu Beispiel ein Bus einen unbeschrankten Bahnübergang während meiner Annäherung im letzten Moment passierte, bei dem ich vorsichtshalber eine Schnellbremsung durchführte.

6. Was war dein schönstes Ereignis als Eisenbahner, was dir noch bis heute im Gedächtnis geblieben ist?
Ich fasse das Ganze als ein großes Ereignis zusammen. Es ist immer wieder schön, wenn man unterwegs diese atemberaubenden Sonnenauf- und untergänge sowie viele weitere tolle Wetterereignisse bewundern kann. Bei Tag sowie bei Nacht sehe ich die Menschen, die sich gegenseitig in die Arme fallen, wenn sie sich lange nicht sahen und nun wieder vereint sind oder einfach nur das freundliche „Danke“, das man bekommt, wenn man sich einem Fahrgast hingibt, der sich in einer schwierigen Situation befindet und man ihm somit helfen kann. Diese alltäglichen Dinge machen das Ganze zu einem immer wieder währenden schönen Ereignis, das ich Tag für Tag aufs Neue genieße.

7. Welche Eigenschaften sollte man dringend für deinen Job mitbringen?
Zuallererst benötigt man ein hohes Maß an Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Diese beiden Dinge sollten bei allen selbstverständlich sein, die sich für einen Job als Lokführer bewerben wollen. Zudem benötigt man eine Menge technisches Verständnis und Verantwortungsbewusstsein. Freundlichkeit und Kundenorientiertheit sollten auch nicht fehlen. Man sollte sich im Klaren sein, dass Schichten sehr früh beginnen oder sehr spät enden. Nachtschichten stehen ebenfalls an der Tagesordnung. Das Arbeiten an Wochenenden steht ebenfalls regelmäßig an.

8. Was war das Kurioseste was dir in deiner Dienstzeit passiert ist?
Mein bisher kuriosestes / dümmstes Erlebnis war, sagen wir mal ein Idiot, der mit seinen Kumpels unterwegs war und sich aus „Spaß“ vor meine bereits in der Einfahrt befindliche S-Bahn auf das Gleis stellte, die Arme in die Waagerechte spreizte und andeutete, sich überrollen lassen zu wollen. Nach einer Schnellbremsung lief er dann weg und zog weiter. Oder auch eine große ausgewachsene braune Kuh, die friedlich im Gleise entlang stolzierte, während ich mich in einer kurvigen Gegend mit rascher Geschwindigkeit näherte. Zum Glück stolperte sie kurz vor mir zur Seite, sodass ihr und mir nichts passierte.

9. Wie sehr hat sich die Arbeit zu deinen 1. Tagen und zu heute entwickelt, eher positiv oder negativ und warum?
Mein Leben bei der Eisenbahn hat sich seit dem 1. Tage ins positive entwickelt. Anfangs machte ich mir noch Gedanken, ob man es schaffe, all die vielen Regeln für den Betriebsdienst und die Fahrzeuge, die vielen Signale und das ganze Drumherum in den Kopf zu bekommen. Ich freue mich stets auf einen neuen Tag, denn jeder hat eine Herausforderung oder ein Erlebnis parat, sei es noch so klein oder so groß.

10. Welche 3 Dinge würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?
Mein Kuschelkissen zum Schlafen, eine Kamera mit genügend Akkustand und einen guten Wein.

11. Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, welches Jahr würdest du auswählen und warum? Ich würde das Jahr 2008 auswählen, genau genommen den Monat März, um mich von meiner damals verstorbenen und von mir sehr geliebten Großmutter noch einmal richtig zu verabschieden. Ihr Tod trat leider sehr plötzlich ein.

12. Was kannst du Menschen auf den Weg geben, die auch Eisenbahner werden möchten? Nehmt die Herausforderung in die Hand, bewerbt Euch und packt es an. Mit einem Job bei der Eisenbahn, egal welches EVU, seid ihr an der richtigen Adresse. Ihr wählt damit einen krisensicheren Beruf, der eine gute Entlohnung und viele Benefits
hat.

 

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

 

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Bei Fragen oder Bemängelung bitte eine Mail an :info@dereisenbahner.net

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