Vom Eisenbahner zum Unternehmer – JES Verkehr

Vom Eisenbahner zum Unternehmer – JES Verkehr

Hallo Herr Eckmann,

vielen Dank, dass Sie sich für ein Interview bereit erklärt haben.

Wir sind ständig auf der Suche nach spannenden Unternehmen und da wurden wir auf Sie aufmerksam.

Vom Eisenbahner zum Unternehmer – JES Verkehr 

1. Können Sie sich bitte vorstellen? Wir sind ein junges Ehepaar. Meine Frau und ich teilen uns die Arbeit sehr gut auf, da wir drei gemeinsame Kinder haben und der Jüngste noch nicht einmal ein Monat alt ist. Meine Frau ist für den finanziellen Part im Unternehmen zuständig und die Person, die mich ab und zu auch mal stoppen muss. Ich bin eigentlich TF auf Teilzeit, allerdings bin ich in unserem Unternehmen für die Organisation und als Verkehrsleiter tätig.

2. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich als Eisenbahner selbstständig zu machen? Es war schon immer ein Traum gewesen, sich selbstständig zu machen. 2011, also 2 Jahre vor der Liberalisierung des Fernverkehrs, habe ich ein ausführliches Fernbuskonzept erstellt, wobei ich im Gegensatz zu den heutigen Anbietern eine andere Strategie hatte. Die Fernbusse sollten als Zubringer zum Fernverkehr wirken, allerdings könnte man auch eine komplette Route im Bus sitzen bleiben, z.B. während der von München nach Flensburg.

Privat - JES Verkehr
Privat – JES Verkehr

3. Wie haben Freunde und Familie auf Ihr Vorhaben reagiert? Familie und Freunde haben uns relativ bedeckt gehalten und es nur ausgewählten Personen gesagt. Nachdem wir vom kompletten Konzept erzählt haben, hielten sich die meisten bedeckt. Einer möchte nun als Gesellschafter mit reinkommen und ein Kollege sagt, dass wir alles richtig gemacht haben. Unsere Eltern und Familie wissen, glaube ich, noch nicht, dass wir dahinter stecken.

4. Können Sie bitte Ihr Unternehmen in kurzen Sätzen vorstellen? Wir sind ein junges Unternehmen, was Schienenersatzverkehr und Busnotverkehre anbietet. Wir bieten Kurzurlaub anders an. Und zwar schneller, intensiver und innovativer.

5. Seit wie vielen Jahren gibt es Ihr Unternehmen und wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Uns gibt es erst seit April 2021. In der Zeit haben wir allerdings unseren Partnern schon einiges gezeigt, was wir können. Wir konnten insgesamt 5 Busse mit Fahrern beim Streik von der DB letzten Jahres mobilisieren. Außerdem haben wir nach Störfall mehrere Züge mit unserem Bus evakuiert sowie tagelang Busnotverkehre aufgrund von Personalmangel angeboten. Am 16.10.21 haben wir auch unsere erste Sonderfahrt nach Hamburg gemacht mit 33 Fahrgästen. Alle waren davon riesig begeistert und würden nochmal fahren. In 10 Jahren wollen wir einen festen Kundenstamm haben und nicht mehr nur Tagesfahrten anbieten, sondern auch Mehrtagesfahrten und eine moderne Busflotte, mit denen wir Schienenersatzverkehr und Busnotverkehre fahren.

6. Was war der erlebnisreichste Moment in Ihrem Unternehmen? Der erlebnisreichste Moment war, als wir am 16.10.21 in Erfurt am Bahnsteig standen und unser Zug nach Hamburg angezeigt wurde.

7. Wofür steht die Abkürzung JES? JES kann mehrere Sachen vorstellen. Zu Beginn sollte das in einer anderen Reihenfolge die Anfangsbuchstaben unseren Namens darstellen. Jetzt sagen wir, dass diese für die ersten drei Buchstaben meiner Frau Jessica stehen.

8. Können Sie mir ein Beispiel für Misserfolg nennen, den Sie persönlich erfahren haben und was haben Sie daraus gelernt? Misserfolge können viele Gründe haben. Bei uns ist es die erste Tagesfahrt. Wir sind nur mit 33 Leuten mit dem Zug nach Hamburg gestartet und davon haben 20 Leute die Karte alleine über das Radio gewonnen. Dazu haben wir einen 5-stelligen Betrag für Radiowerbung ausgegeben.

 

Foto Privat – Sebastian Eckmann

9. Was war das Kurioseste, was in Ihrem Unternehmen passiert ist? Ich würde nicht sagen ,,Kurioseste“, sondern eher das Überwältigende. Als der Krieg in der Ukraine begann, habe ich am 25.2. einen ehemaligen Arbeitskollegen angerufen und gesagt, er solle Bescheid geben, wenn er Hilfe braucht. Am nächsten Tag rief er mich an und fragte, ob er den Bus haben kann, um Hilfsgüter und Flüchtlinge zu transportieren. Selbstverständlich half ich ihm und bot an, einen Spendenaufruf zu starten. Der Spendenaufruf war so erfolgreich, dass der hintere Teil vom Bus innerhalb eines Abends komplett voll war und der Bus in der Nacht noch nach Lemberg starten konnte. Die Tatsache, dass so viele Leute innerhalb kürzester Zeit geholfen haben, fand ich überwältigend.

10. Wie sehr hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung bis heute entwickelt? Die Entwicklung bis heute ist sehr gut verlaufen. Das Wichtigste ist, dass wir von Tag zu Tag mehr mitnehmen. Wir sind ja noch in den Kinderschuhen und lernen mit jeder Erfahrung.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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Bei Fragen oder Anregungen bitte eine E-Mail an: info@dereisenbahner.net

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